10-tägige Sardinientour

Gar nicht so einfach, ein halbes Jahr und viele Ereignisse später noch einen Bericht über unsere "Jubiläumstour" zu schreiben. Aber ich will es versuchen.  Schnell noch eine Flasche  sardischen Rotwein entkorkt und los geht’s:

Sardinien!

Die Vorfreude war groß! Als es dann endlich am 17. Mai losgehen sollte, war das Wetter kalt und nass. In den Alpen lag so viel Schnee, dass an eine abwechslungsreiche Landstrassentour nach Genua nicht zu denken war. Wir konnten nicht alle gemeinsam anreisen. Der größere Teil der Gruppe fuhr Mittwochs los, (WW: war zwar regnerisch, aber Klasse über die Schweizer Landstrassen...) Monika Donnerstag früh mit dem Zug und ich mit dem Moped. Da ich pünktlich um 18 Uhr in Genua sein musste, blieb mir nichts anderes, als über die Autobahn zu brettern. Das Wetter war abwechslungsreich: Kälte, Regen, pottdicker Nebel, Schnee am San Bernardino und endlich warm und trocken ab Lugano.

Wir trafen uns aber trotzdem pünktlich am Hafen. Überfahrt von Genua nach Sardinien  Dank des Auspuffs von Karins Duc (nicht zu überhören!) kein Problem.

 Wir holten schnell noch Monika vom Bahnhof ab, fuhren rauf auf die Fähre und los ging´s. Nach einem lustigen Abend an Bord und kurzem Schlaf in den engen Kabinen Joachim in der Kammer  war es am  nächsten Morgen endlich soweit:

Sardinien! Das Schiff legte pünktlich in Porto Torres an. Wir fuhren entlang  der Küste auf kurvenreichen, gut ausgebauten Strassen mit tollem Blick aufs Meer zu unserem ersten Highlight.
L´Elefante
L´Elefante Dieser ist ein Felsen mit nuraghischer Grabstätte, der  wie ein Elefant geformt ist.

Alle waren scharf aufs Fahren, so dass es bald weiter ging. Ab jetzt müssten sich eigentlich die Formulierungen ständig wiederholen: Kurven ohne Ende, griffiger Asphalt und kaum Verkehr. Dies hat uns so fast auf der ganzen Tour begleitet.

Es wurde heiß, und erst gegen Abend kamen wir am Etappenziel an. Unser Hotel in Oliena lag am Ende einer grauenhaften Holperstrasse auf einem Berg.
Der grandiose Ausblick auf die Landschaft und das eiskalte Bier auf der Terrasse entschädigte für alle "Entbehrungen". Nach einem vorzüglichen Essen verbrachten wir noch die halbe Nacht bei so manchem Glas Wein auf der Terrasse.

Karte

Der nächste Tag sah uns erst spät. Es ging ab zum Meer und da es wieder sehr heiß war, konnte ich mich nicht halten und sprang sofort ins herrlich blaue Wasser. Dies gestaltete sich allerdings gar nicht so einfach. Die Küste war felsig und die See brandete nicht schlecht. Aber der Spaß überwog. endlich schwimmen

Danach "flogen" wir in einem großen Bogen zurück zum Hotel, wo wir erst gegen Abend eintrafen.

Am Sonntag verließen wir das Hotel in Richtung Süden. Es lief flott und als gegen Mittag die Mägen knurrten, fanden wir in einem kleinen Dorf in den Bergen ein Restaurant. Eigentlich handelte es sich um eine geschlossene Gesellschaft von geschätzten 200 Rentnern, die hier fürstlich speisten. Aber schnell war ein Tisch für uns gedeckt und es wurde aufgefahren: roher Schinken auf großen Platten, Weißbrot, Pasta, Fleisch und Gemüse und als Nachtisch Kuchen. Dazu Wein und Wasser. Ein typisch sardisches Menü. Man hätte sich zwei Mägen gewünscht!

Auf der Weiterfahrt  dann das negative Highlight der Tour: Roland H. stürzte unglücklich in einer Kurve und brach sich ein Bein. Er musste ins Krankenhaus und konnte nicht weiter fahren. Das Moped war nur gering beschädigt. Hotel in LanuseiIm schön gelegenen Hotel in Lanusei begann ein endloses "Brainstorming". Wie konnte Roland nebst Moped nach Deutschland trans-portiert werden? Darüber verging mehr als die halbe Nacht. Ergebnislos.

Über Nacht schlug das Wetter um.

Es goss in Strömen und der Wind fegte ums Haus. Doch ab Mittag schien wieder die Sonne.

Da Roland noch immer im Krankenhaus war und auch sein Rücktransport nicht geklärt war, blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten.

Wir saßen im Hof des Hotels und erzählten uns Geschichten. Das war recht lustig.

Später fuhr Thomas mit der Inhaberin des Hotels in deren Auto zum Krankenhaus, um Roland abzuholen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Hoteliers und eine deutsche Mitarbeiterin sehr nett und hilfsbereit waren und uns mit Rat und Tat zur Seite standen.

Als Roland  im Laufe des Nachmittags bei uns eintraf und wir ihn natürlich nicht alleine lassen wollten, blieben wir noch eine Nacht im Hotel.

Da der Tag schon zu weit fortgeschritten war, um noch eine größere Tour zu fahren, beschlossen Monika, Helmut und ich, ans nahe Meer zum Baden zu fahren. In Torre di Bari erwartete uns ein weitläufiger, fast menschenleerer Strand.

Roland hatte zwischenzeitlich heftig telefoniert und organisiert und es ergab sich die Möglichkeit, dass er eventuell über die "Ducati- Card" die eine Versicherung für solche Fälle beinhaltet, zurück nach Deutschland transportiert werden würde. Die Stimmung war gedrückt und es wurde weiter endlos diskutiert, beschlossen und wieder verworfen. Es wurden "Krisenstäbe und "Arbeitsgruppen" gebildet, aber am Ende kam doch nur heiße Luft dabei heraus.

Doch der nächste Morgen brachte die Wende. Roland bekam die definitive Zusage aus München, dass er noch an diesem Nachmittag vom Hotel abgeholt, zum Flugplatz gebracht und nach Stuttgart geflogen würde. (Später erfuhren wir dann, dass dies alles reibungslos klappte). Das Moped sollte später per LKW und Fähre folgen.

Abfahrt in LanuseiSo konnten wir uns ruhigen Gewissens wieder auf den Weg machen. Der Himmel war bedeckt aber es war warm und trocken. Auf der Weiterfahrt mussten wir noch Rolands Mopedschlüssel beim Transportunternehmer abliefern. Da die Wegebeschreibung dorthin  recht vage war, verloren wir viel Zeit. Als wir endlich ankamen, zeigte uns der "Patrone" seine Halle. Darin standen außer Rolands Duc noch diverse weitere Mopeds, die alle mehr oder weniger demoliert waren und ebenfalls zurück transportiert werden mussten.

Rolands Pech hatte uns alle etwas vorsichtiger gemacht und so fuhren wir verhaltener über die Berge quer durch die Insel an die Westküste.

an der WestküsteUnser nächstes Hotel lag in der Nähe von Fluminimaggiore. Im Restaurant desselben arbeitete ein Mann ganz alleine. Er war sowohl Koch als auch Kellner. Trotzdem warteten wir nicht lange auf eine ausgezeichnet schmeckende Fischmahlzeit. Im Restaurant lief  der Fernseher. Die Bayern standen im Endspiel um den Championspokal und alle waren gegen sie. Deshalb verzogen wir uns mit diversen Flaschen Wein auf die Terrasse.

 

Am folgenden Morgen strahlte die Sonne! Heute stand die Costa Verde und dort ausgiebiges Baden auf dem Programm. Diese "grüne Küste" ist geprägt von weit-läufigen, bewachsenen Sanddünen. Die Anfahrt auf einer kurvenreichen, sich endlos ziehenden engen Strasse war bemerkenswert. Immer wieder hatte man einen herrlichen Ausblick auf das Meer.

Am Strand angekommen, hatten wir diesen ganz für uns alleine.  Kaum vorstellbar, dass es hier im Sommer nur so von Touristen wimmeln soll!

Rainer verspürte keine große Lust auf  "Nass". Er machte deshalb auf dem Absatz kehrt und ging Moped fahren. Wir anderen badeten ausgiebig, faulenzten und erkundeten die Gegend. Der Strand war übersät von allerlei Angeschwemmtem. Aber es war wenigstens kein Teer dabei.

Da wir bald hungrig wurden, suchten und fanden wir eine rustikale Strandkneipe. Eigentlich eine bessere  Bretterbude. Man trug uns zwei dampfende Schüsseln voll Spaghetti mit Meeresfrüchten auf. Diese konnten nicht frischer sein und so schmeckte es allen köstlich.

 

Als wir gegen Abend zum Hotel zurückkamen, erwartete uns eine faustdicke Überraschung. Rainer war abgereist. Per Thomas´ Voicebox teilte er uns mit, dass er sich (aus beruflichen Gründen) auf den Rückweg gemacht habe. So reduzierte sich unsere Gruppe immer mehr.

 

Und wieder ein strahlender Sonnentag! Doch leider mussten wir uns schon langsam gen Norden orientieren. Flaches Gelände, gerade, und teilweise recht stark befahrene Strassen erwarteten uns. Dies war recht ungewohnt nach all den Kurven in den Bergen.

Wir fuhren quer durch eine weitläufige Ebene. Immer wieder ging es durch Ortschaften, an deren Rändern Industrie angesiedelt war. Keine so schöne Gegend. Aber der Blick aufs Meer, das teilweise lagunenartig war, entschädigte. Wir sahen sogar Flamingos. Erstaunlich, dass diesen Tieren der Lärm und der viele Verkehr nichts ausmacht.

Bald ließen wir die Ebene hinter uns, und es wurde wieder schöner. Die Strasse wurde kurvenreich, war kaum befahren und bot sehenswerte  Ausblicke aufs Meer. Wir ließen es ordentlich krachen. Langsam wurde die Gegend  immer "touristischer".

 

in AlgheroAm späten Nachmittag kamen wir nach Alghero. Eine große, laute,  interessante Stadt. Hier hatten wir kein Hotel vorgebucht, weshalb sofort die Sucherei begann. Diese war nach einigen vergeblichen Versuchen von Erfolg gekrönt. In einer Seitenstraße fanden wir ein Hotel mit Swimmingpool! Das war sehr angenehm, denn es war inzwischen sehr heiß geworden. Als wir nach dem Einzug in die Zimmer die Hotelbar stürmten um ein kaltes Bier zu zischen, erhöhten die sofort die Preise! Als Monika auf den Preisaushang an der Wand hinterm Tresen hinwies, nahm man diesen sofort  mit der Begründung ab, dies wären alte Preise. Es sind halt doch Schlitzohren!

 

Dann brach unser letzter Tag auf der Insel an. Wir hatten beschlossen, die Grotte von Nettuno zu besichtigen. Diese konnte man sowohl mit dem Moped wie auch mit dem Schiff erreichen. Wir zogen letzteres vor. Nach ca. 45-minütiger Vollgasfahrt erreichten wir die Gegend um die Grotte. Der Schiffsführer fuhr mit großem Geschick in Höhlen ein, die kaum breiter waren als der Dampfer.

Dann wanderten wir hinter einem viele Sprachen sprechenden Führer durch die Grotta. Es ist eine eindrucksvolle Tropfsteinhöhle.

Wer mal in der Gegend ist, kann das ruhig einplanen. Lohnt!

Bevor wir zum Hotel zurück mussten, um uns auf den Weg zur Fähre zu machen, war noch Zeit, ein wenig die Altstadt zu erkunden.

 

cool im PoolMan hatte uns freundlicherweise erlaubt, die Motorräder mitsamt dem Gepäck im verschlossenen Hinterhof des Hotels stehen zu lassen. Als wir uns für die Abfahrt zur Fähre umziehen wollten, kam irgendeiner auf die Idee, noch einmal im Pool zu baden. Alle waren begeistert uns stürzten sich in die Fluten. So waren wir herrlich erfrischt, als wir in die Leder-klamotten stiegen.

 

Bis zum Fährhafen Porto Torres waren nur noch ca. 40 km zu fahren. Das war schnell erledigt. Kaum waren wir an der Fähre angekommen, konnten wir auch schon in diese einfahren. Wir hatten wieder die gleichen Kabinen. Karin und Thomas trafen andere Mopedfahrer, die sie kannten und die auch zur gleichen Zeit wie wir auf der Insel unterwegs waren. Diese erzählten, dass sie öfter Regen hatten. Da hatten wir großes Glück, denn bei uns regnete es nur einen halben Vormittag. Nach dem Abendessen im Schiffsrestaurant setzen wir uns dann gemütlich an Deck und leerten die mitgebrachten Weinflaschen.

RückfahrtPünktlich um 8 Uhr legten wir am nächsten Morgen in Genua an. Wir verabschiedeten uns von Monika, die wieder mit dem Zug zurück nach Stuttgart fuhr. Dann ging es ab auf die Autostrada gen Norden. Die Fahrt verlief ereignislos, bis auf den Umstand, dass wir auf einem weniger befahrenen Teilstück alle neben einander fuhren, damit unser Regisseur und Kameramann Thomas "Steven"  uns alle zusammen filmen konnte.

An der Grenze bei Chiasso trennten wir uns. Karin, Thomas und Helmut wollten noch über Landstrassen und Pässe fahren und noch einmal übernachten. Ulrike und Wolfgang, Rollo und mich trieb es nach Hause. Deshalb fuhren wir auf der Autobahn weiter.

Gegen Abend waren wir dann wohlbehalten zurück im Kreis Ludwigsburg.

Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an Karin, die sich viel Arbeit mit der Organisation gemacht hat. Sie suchte die Strecke aus, buchte die Fähren für uns alle und bestellte von Deutschland aus auch die Hotelzimmer. Alles klappte wie am Schnürchen.

Ein weiteres Dankeschön an den Regisseur und Kameramann Thomas "Steven" S. Er hielt die gesamte Tour mit großem technischem Aufwand auf Video fest. So können wir alles noch einmal Revue passieren lassen.

Fazit:

Nachmachen!  Sardinien ist eine Mopedreise wert. Die Bergstraßen bieten Kurven ohne Ende, sind sehr gut ausgebaut, haben besten Gripp und sind kaum befahren. Die Hotels sind preiswert und gut. Das Essen und der Wein schmecken vorzüglich.

Die gesamte Fahrstrecke war knapp 3 000 km incl. An- und Abreise und wir überstanden alles ohne technischen Defekt.

Joachim